Wirtschaftlicher Überblick
Rezessionssorgen halten an
Deutschland hat das zweite Jahr in Folge eine leichte Rezession erlebt. Für das Jahr 2025 folgt die Wirtschaftsprognose diesem Trend, auch wenn derzeit noch ein geringes Wachstum erwartet wird. Der Materialpreisanstieg hat sich stabilisiert und die Kraftstoffpreise sind nach dem Ausschlag im Jahr 2022 weiter zurückgegangen. Obwohl die Hochbauaufträge im Jahr 2024 nur leicht zurückgegangen sind, sank der reale Gesamtumsatz um 5,0 % (nominal -3,2 %), was auf kleinere Bauaufträge in einer rückläufigen Wirtschaft hindeutet.
Source: Destatis
Source: Destatis
Deutschland war die einzige G7-Volkswirtschaft, die zwei Jahre in Folge geschrumpft ist, und es besteht eine sehr reale Möglichkeit eines weiteren Rückgangs im Jahr 2025, wenngleich die aktuellen Prognosen des IWF (Internationaler Währungsfonds) und der OECD (Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung) ein Plus von 0,3 % bzw. 0,4 % im Jahr 2025 zeigen.
Die Inflation, gemessen am Verbraucherpreisindex (VPI), war in den ersten drei Quartalen des Jahres 2024 relativ konstant rückläufig. Während sie zu Beginn noch bei 2,9 % lag, erreichte sie im September einen Tiefstand von 1,6 %, bevor sie zum Jahresende wieder anstieg und im Dezember bei 2,6 % lag. Das Jahr 2025 begann wenig verändert, der Wert für März 2025 betrug 2,2 %. Bereits eingeführte Zölle (z. B. 25 % auf Stahl und Aluminium) sowie die Möglichkeit der Ausweitung des Handelskriegs mit den USA haben das Verbrauchervertrauen erschüttert, was sich weiterhin negativ auf die Investitionen auswirken wird, selbst wenn die Zölle nicht die erwarteten wirtschaftlichen Auswirkungen haben. Experten prognostizieren, dass die Inflation – nicht zuletzt aufgrund der „kühlen“ Märkte - im Jahr 2025 bei etwa 2 % verharren wird. Positives Momentum könnten die angekündigten staatlichen Investitionsprogramme bringen, so hat sich der ifo-Geschäftsklimaindex im März auch tatsächlich etwas aufgehellt.
Source: Statista.com
Langfristige Zinssätze in Deutschland hingegen endeten 2024 dort, wo sie begonnen hatten, bei 2,18 %, während sie im Mai 2024 mit 2,52 % ihren Höhepunkt erreichten. 2025 begann mit einem massiven Anstieg um 0,30 % auf 2,48 %, seither sanken diese leicht auf 2,40 % im Februar.
Source: Ycharts
Die Zinssätze der EZB (Europäische Zentralbank) sind im Laufe des Jahres 2024 stetig gesunken, wobei Experten für das Jahr 2025 aufgrund der sinkenden Inflation und dem schwachen Wachstum mit einem weiteren Rückgang rechnen.
Gleichzeitig blieb der deutsche Arbeitsmarkt auch 2024 sehr stabil, die Arbeitslosenquote lag während des gesamten Jahres 2024 bei etwa 6,0 %, bevor sie in den ersten 3 Monaten des Jahres 2025 auf 6,4 Prozent stieg. Aufgrund der unsicheren Wirtschaftsaussichten wird erwartet, dass die Arbeitslosenquote im Jahr 2025 weiter ansteigen wird. Trotzdem herrscht im gesamten Baugewerbe ein Fachkräftemangel, ein Ende dieses Mangels ist weder absehbar noch prognostiziert. In Verbindung mit der Möglichkeit, dass die Rezession anhält, trübt dies die Aussichten für den Bausektor 2025.
Die Zahl der Bauaufträge im Bauhauptgewerbe im Jahr 2024 sank leicht um 0,7 %, wobei die Umsatz der Aufträge im Hochbau um 5,0 % zurückgingen und die Aufträge im Tiefbau um 3,4 % stiegen.
Source: Destatis
Auch die Bauunternehmen sehen eine weitere Abkühlung des Marktes. In der regelmäßig von Turner & Townsend bei großen Bauunternehmen in Deutschland durchgeführten Umfrage bezeichnet die Mehrheit den aktuellen Markt als „lauwarm“ oder „kalt“.
Source: Turner & Townsend Auftragnehmerbefragung, Q4 2024
Vorausschauend erwarten Auftragnehmer, dass ihr Arbeitsvolumen in den nächsten zwei Jahren zurückgehen wird. In Fortsetzung des Trends vom letzten Jahr suchen Auftragnehmer weiterhin sowohl für dieses als auch für das nächste Jahr nach Aufträgen, da die Zahl neuer Bestellungen zurückgeht.
Source: Turner & Townsend Auftragnehmerbefragung, Q4 2024
Schwierige vertragliche und rechtliche Bedingungen, Bürokratie, die aktuelle nationale und geopolitische Lage sowie ein mangelndes Vertrauen in den derzeitigen Markt spiegelten sich in der neuesten Umfrage von Turner & Townsend GmbH unter deutschen Auftragnehmern wider. Diese Bedingungen, verbunden mit verzögerten Genehmigungen, politischer Instabilität und mangelndem Vertrauen in den Markt, gehören zu den größten Herausforderungen, mit denen die Auftragnehmer und die Lieferkette konfrontiert sind.
Source: Turner & Townsend Auftragnehmerbefragung, Q4 2024
Sorgfältige Planung und durchdachte Strategien sind im aktuellen unsicheren Klima unerlässlich. Experten rechnen für 2025 mit einer wirtschaftlichen Stagnation und einem leichten Aufschwung im Jahr 2026. Ob Zölle und Handelskriege Deutschlands Zukunft weiter belasten, bleibt unklar, doch die aktuelle Lage stellt erhebliche Herausforderungen für die Bauindustrie dar.